Vieles berechtigt zur
Annahme, dass Stammheim eine fränkische Siedlung des 6./7. Jahrhunderts
ist. Historiker möchten aus dem Namen ableiten, dass Stammheim
Ausgangsort einer ganzen Siedlungsgruppe gewesen sei (so wie wir heute
noch von einem „Stammsitz“ sprechen). Die Weinbaugemeinde trägt
durch die Bauweise mit den eng zueinander stehenden Wohnhäusern, den
kleinen Hofräumen und Wirtschaftsgebäuden im alten Ortskern, die
Kennzeichen eines uralten Häckerdorfes.
Obwohl eher zufällig auf einer Baustelle am Erlachsbrunnen 1998
Scherben aus der bandkeramischen Zeit, also aus dem Neolithikum, der
Jungsteinzeit (5000 v. Chr.) gefunden wurden, wurde Stammheim erstmals
im Jahr 1258 urkundlich erwähnt. In einer Urkunde ist festgehalten,
dass die Grafen Heinrich und Hermann zu Castell, die wichtigsten
Grundherren, dem Zisterzienserinnenkloster Maidbronn die Kapelle
schenkten.
Durch
Jahrhunderte war das Dorf grundherrlich stark aufgeteilt. Genoss auch
der Ort nicht besondere „Freiheiten“ wie die benachbarten Städte
Volkach oder Gerolzhofen oder wie der castellisch-rüdenhäusener Markt
Obereisenheim auf der gegenüberliegenden Seite des Maines, so wollten
die Stammheimer doch mit dem Bau ihres stattlichen Rathauses ihr
Ansehen unter Beweis stellen. 1604 begannen die Stammheimer in der
Dorfmitte mit den Bauarbeiten. Auf den massiven Unterbau des
Erdgeschosses richteten die Zimmerleute mit wahrem Kunstgeschmack das
Obergeschoss und den Dachgiebel, ein reich verziertes Fachwerk. Mit großer
Feierlichkeit wurde zwei Jahre später 1606 die Fertigstellung gefeiert.
Für die
Dorfgemeinschaft bildete das Rathaus den Mittelpunkt und das Symbol für
die Wahrung der verbliebenen Rechte, wie sie in den
Gemeindeversammlungen zum Ausdruck gelangten. Hier versah der Bürgermeister,
vordem auch Bauer- oder Dorfmeister genannt, seine Amtsgeschäfte. Zum
Unterschied vom Schultheißen, der stets durch die Herrschaft bestellt
wurde, wählte die „versammelte Gemeinde“ den Dorfmeister. Seine
Amtszeit betrug meist nur ein Jahr.
Ehedem vereinnahmten
hier die verschiedenen Lehensherren den beträchtlichen Weinzehnt wie
das Haus Castell, die Klöster Maidbronn, Ebrach, Heidenfeld und St.
Stephan in Würzburg, aber auch weltliche Herren wie die Gehsattel, die
Grafen von Ingelheim und ab Mitte des 18. Jahrhunderts die Familie Schönborn.
Das Kloster Ebrach
unterhielt in Stammheim sogar eine Weinkelter.Schließlich aber brachte
das Hochstift Würzburg fast alle Güter und Rechte an sich.
Verwaltungsmäßig gehörte Stammheim zum bischöflichen Amt
Klingenberg.
Die
Benediktiner aus St. Stephan zu Würzburg erbauten um 1618 einen
stattlichen Klosterhof mit Zehntscheune. Seit 1787 existiert in
Stammheim eine eigene Pfarrei. Um 1800 war Stammheim ganz würzburgerisch
mit 80 Häusern und 411 Seelen. Die Einwohner ernährten sich überwiegend
vom Weinbau.
Der Sandboden war als
Ackerland nicht sehr ergiebig, daher wurde der Obstbaumanbau
intensiviert. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wandelte sich die
Stammheimer Weinlandschaft zunehmend in eine Obstlandschaft. Diese
Tendenz wurde noch verstärkt als zu Beginn des 20. Jahrhunderts Spätfröste,
die Reblaus und eingeschleppte Pilzerkrankungen (aus Amerika) wie Oidium
und Peronospera, den Rückgang des Weinbaus bedingten. In Folgen des 1.
und 2. Weltkrieges kam der Weinbau fast vollständig zum Erliegen.
In dieser Krise haben
sich die Grafen von Schönborn um Stammheim sehr verdient gemacht, als
zahlreiche Bauern in Not gerieten. Sie wiesen ihnen etwa 100 Hektar
Pachtland vom Hofgut Öttershausen zu günstigsten Bedingungen zu. Dies
ermöglichte zusätzlichen Ackerbau und die Viehzucht und half über die
Krise hinweg zu kommen.
Im Zweiten Weltkrieg, am 06.02.1945, fielen um 13.30 Uhr zwei
Fliegerbomben auf das Dorf, die das Anwesen des Landwirts Josef Wieland
in der Häckergasse völlig zerstörten. Dabei kam der Sohn der Familie
ums Leben. Am Weißen Sonntag, den 08.04.1945, besetzten die Amerikaner
den Ort, ohne dass es zu Kämpfen kam.
Die Wiederbelebung und Intesivierung des Weinbaues erfolgte mit der
ersten Flurbereinigung der Weinberge von 1963 bis 1965 die auf Anordnung
der Regierung von Unterfranken erfolgte. Dies war die Grundlage für
einen bescheidenen Wohlstand für die Stammheimer Bürger. Der Ausspruch
von Pfarrer Glückler: „Stammheim macht sich, bis 1980“, ist
Wirklichkeit geworden.
Als Zeichen wiedergewonnenen Selbstvertrauens hat die Gemeinde Stammheim
im Jahr 1972 ein Wappen angenommen, dass ihr am 18.05.72 von der
Regierung offiziell genehmigt wurde. Es ist geteilt und zeigt oben eine
Vierung in Rot und Silber, unten im Grün eine silberne Kelter. Es ist
auf diese Weise der langjährigen, hauptsächlichen Grundherren, der
Grafen von Castell gedacht worden, deren Wappen die rote und silberne
Vierung entnommen ist. Die Kelter und die grüne Feldfläche erinnern
daran, dass Stammheim ein alter Weinort ist, in dem früher das Kloster
Ebrach eine Kelter unterhalten hat.
Mit der Eingemeindung 1978 in die Gemeinde Kolitzheim endete die
Selbständigkeit der Gemeinde Stammheim. |